Auf der Suche nach dem Ende

..fanden wir den Anfang unseres Buches. Deutschland im Dezember 2021, die Corona-Zahlen steigen, eine Veranstaltung nach der anderen wird abgesagt und leider auch das Meet Up von Andreas Jorns auf Usedom. Nach 2020 erneut und dieses Mal bringt Luise und mich diese Absage in Zugzwang, uns fehlt noch eine Abschlussstrecke für unser Buchprojekt, ein würdiger Abschluss, eine ungewöhnliche Location und genau dort, auf Usedom, sollte diese Strecke geschossen werden.

Was nun?

Fast zwei Jahre Arbeit und viel Herzblut verlangen nach einem würdigen Abschluss und so wandert der Finger über die Landkarte und bleibt bei Paris hängen. Eiffelturm, die Gebäude im Haussmann-Stil und der geschichtliche Flair, das könnte es sein. Außerdem fehlt uns noch eine Street Strecke. Vielleicht sind andere Fotografen effizienter, aber Luise und ich haben die Erfahrung gemacht, dass es absolut hilfreich ist, Zeit zu haben um Ansätze reifen zu lassen, verschiedene Tageszeiten nutzen zu können und man schlichtweg auch mal eine Idee in den Sand setzen kann.

Langer Rede kurzer Sinn, sehr kurzentschlossen aufgrund der sich verschlechternden Pandemielage, waren Luise und ich Anfang Dezember für 4 Tage in Paris. Es war weitgehend trocken, aber sehr kalt, somit waren die Shootings im Kleid für den weiblichen Teil unseres Teams eine echte Herausforderung.

Ich war bereits einige Male in Paris und Paris ist, mit Rom, definitiv meine Lieblingsstadt. Nebenbei liebe ich den Louvre, aber aus Fotografensicht war es spannend, dass die Ideen, die ich mir vorher überlegt hatte, nicht so wirklich funktioniert haben. Der Eiffelturm ist halt riesig und trotz ihrer 1,77m ist es schwierig, Luise und ihn ungewöhnlich und spannend auf ein Bild zu bannen, man driftet schnell Richtung "Frau vor Sehenswürdigkeit".

Dafür entpuppten sich dann kurze Momente à la "lass uns mal hier dieses oder jenes ausprobieren" als wunderbare Bilder, völlig zeitlos, es sind dann eher Straßenecken und Details, die man aber nur bemerkt, wenn man Zeit hat und sich treiben lassen kann. Gerade in einer Millionenstadt. Man sieht den Bildern nicht an, dass Luise nach den Shootings oft völlig verfroren war, ihre Leidenschaft und Hingabe für die Kunst sind wirklich beeindruckend, sitzt der Ausdruck nicht, wird weiter fotografiert, auch wenn die Finger schon zittern.

Und?

Haben wir das Ende jetzt gefunden? Amüsanter weise nicht, dafür haben wir aber, sozusagen im Vorbeigehen, eine Strecke geschossen, die sich nachher am Rechner als großartiger Einstieg in das Buch erwiesen hat und uns zwang, die Reihenfolge der Strecken zu überarbeiten, eine durchaus kontrovers diskutierte Findungsphase, aber tatsächlich steht nun die Reihenfolge und wir starten mit dem Layout, es geht voran.

Hier seht ihr nun einige Bilder, die es nicht ins Buch schaffen werden und in einigen Tagen werden wir meine obigen Worte Lügen strafen, wir haben einige wunderbare Bilder von Luise am Eiffelturm und dann erfahrt ihr auch ihre Sicht, die Sicht des Models, auf den Paris-Trip und die Herausforderungen, die so ein Trip mit sich bringt.

Und was noch? So ein Trip bringt natürlich auch Marotten ans Licht, wie Luises Abneigung Fleisch aus dubioser Quelle zu essen, was zu einer einstündigen Odyssee auf der Suche nach einem Restaurant mit leckeren vegetarischen Gerichten führte, während sie sich über Tag begeistert mit Salami-Sticks über Wasser hielt, ihrem Lieblings-Snack.

Außerdem war ich bei der Hotelauswahl viel zu geizig, das Formule 1 direkt am Ring in Paris lag zwar sehr gut, hätte aber mit seiner klaustrophobischen Enge, dem unmöglichen Design und dem Lärm der Autobahn in jedem Horror-Streifen genutzt werden können. Vielleicht liegt diese Einstellung allerdings auch an meinem Alter, sahen wir uns morgens war Luise frisch und munter und ich hatte das Gefühl die ganze Nacht im Stau gestanden zu haben...

Olaf Korbanek