Warum fotografiere ich eigentlich?

Es kommt nur auf die Bilder an!  Wirklich?

Machen wir uns nichts vor, nach meinem Tod wird es keine Ausstellung meiner Bilder in Düsseldorf geben, es werden keine Bildbände posthum erscheinen und auch meine Followerzahlen werden weiterhin den Zahlenraum eines Viertklässlers nicht übersteigen. 😉

Es ist die alte Frage: Warum fotografiert man eigentlich? Ich habe schon von zwei bekannten Fotografen zu hören bekommen, dass es nur auf die Bilder ankäme. Klar, man dürfe auch eine gute Zeit verbringen, aber absolut notwendig ist das nicht.

Ich habe da so meine Zweifel. Zumindest für mich gilt diese Prämisse nicht und dass, wobei jeder, der mich kennt, weiß, wie sehr mir eine Verbesserung am Herzen liegt. Und das Verlangen nach „Ruhm“ treibt mich definitiv nicht an.

Warum investiere ich so viel Zeit in das Fotografieren von Menschen, warum investiere ich viel Geld in dieses Hobby?

Achtung, wer keine Lust auf die Innenansichten eines Artgenossen hat, hat mein volles Verständnis, dann geht es hier wieder zurück.😀

Schön, dass ihr es bis hierhin geschafft habt. Die Frage nach dem Warum ist für mich ganz einfach zu beantworten, diese Erkenntnis zu gewinnen war schwer:

Natürlich möchte ich die Seele eines Menschen in ein Bild packen, beim Betrachter verschüttete und verdrängte Emotionen wecken, Kunstwerke für die Ewigkeit schaffen, bla, bla, bla,…natürlich nicht!😂

Solche Ansprüche finde ich vermessen, sie sind absolut nicht mein Ding. Ich bin im Grunde ein pragmatischer, sehr neugieriger (ich bevorzuge wissbegieriger😀), an Menschen interessierter aber zur Melancholie neigender Mensch. Und aus dieser Konstellation rührt meine Begeisterung für die Fotografie.

Ich hatte vor einigen Jahren eine sehr schwierige Phase und ein sehr weiser, leider schon verstorbener, Mensch hat mir geraten, mir ein Hobby zu suchen, wo ich unter Menschen komme und positive, emotionale Erlebnisse mit diesen erlebe. Das passt doch für die Fotografie von Menschen perfekt!

Außerdem mag ich Komplexität und mit ISO, Blende, Bildgestaltung, Bildwirkung, Komposition,… gibt es immer wieder etwas Neues zu entdecken.

Mich begeistert es, wenn bei einem Shooting ein fröhlicher, wertschätzender Flow entsteht, wenn man Ideen entwickelt, auch mal daneben liegt und als Erinnerung an diesen Prozess tolle Bilder entstehen. Ich finde es großartig, während so einem Shooting einen anderen Menschen kennen lernen zu dürfen. Interessanterweise erwachsen aus dieser besonderen Situation ja häufig sehr tiefschürfende, offene und berührende Gespräche.

Da ich es gleichzeitig sehr mag, öfter mit den gleichen Personen zu fotografieren, entsteht so nach einer Weile sehr häufig eine ganz besondere Konstellation. Man schätzt und vertraut sich sehr, man trifft sich dennoch selten und doch entsteht eine echte Verbundenheit.

Diesen psychologischen Prozess, das sich einstellende Agieren auf Augenhöhe, die Vertrautheit, das Ausprobieren von Ideen, erlebt man nicht immer. Aber wenn es passiert, sieht man auch eine Entwicklung in den Bildern, die Persönlichkeiten beider Beteiligten werden sichtbar. Und sei es auch nur für Model und Fotograf, denn dafür sind die Bilder ja letztlich.

Und genau diese Bilder und den Weg dahin liebe ich. ❤

Versteht mich nicht falsch, ich bin ehrgeizig, sogar sehr, und mir bedeutet die Fotografie, das Erschaffen von Bildern wirklich sehr viel. (Außerdem möchte ich irgendwann einmal begreifen, wofür ich eine Abblendtaste brauche, aber das tut jetzt nichts zur Sache.) 😉

Und dennoch sind die Bilder allein nicht mein Antrieb, der Weg dahin ist mindestens 50% der Leidenschaft. So famos ich Landschaftsbilder finde, diese Art der Fotografie würde in mir z.B. nie diese Begeisterung entfachen.

Ich fotografiere auf diese Art und Weise ja noch keine drei Jahre, aber ich bin zutiefst dankbar, welche großartigen, inspirierenden, tiefgründigen, und schlichtweg liebenswerten Menschen ich in dieser kurzen Zeit kennen lernen durfte, Menschen vor der Kamera, aber auch andere Fotografen.

Mit ihnen Bilder zu erschaffen, die allen Beteiligten etwas bedeuten und diesen Prozess zu genießen, das ist für mich meine Fotografie. Und es unterstreicht meine tiefste Überzeugung:

Die Welt ist voller netter Menschen.

Passt auf euch auf! Wer bis hierhin gekommen ist, hat meinen Respekt fürs Durchhaltevermögen und meinen Dank fürs Interesse.

Olaf

Olaf Korbanek